Mittwoch, 29. Oktober 2014

Lernen, sich selbst Gutes zu tun

Ich habe beschlossen, das soll der erste Schritt sein. 

Vor zwei Wochen war ich im Spa, hab mich massieren lassen, eine Gesichtsbehandlung und eine Pediküre machen lassen. Mir fällt es nicht leicht, für Dinge, die nicht unbedingt überlebensnotwendig sind, Geld auszugeben. Aber - es tat gut, und das war ja Sinn der Sache. Am Freitag ist der nächste Termin. Kleine Schritte.

Montag, 13. Oktober 2014

Alles kompliziert

Ich schreibe hier nichts zur Zeit, weil sich eigentlich nichts zum Thema tut. Ich denk nur sehr wenig ueber den Kinderwunsch nach, auch deswegen, weil er bei mir zur Zeit nicht mehr vorhanden ist. (Vielleicht aendert sich das wieder, wer weiss.) ZweiLinien hat neulich mal darueber geschrieben, wie sich ihre Gefuehle beim Anblick einer schwangeren Frau veraendert haben. Meine haben sich auch veraendert - ich fuehle nur noch Mitleid darueber, dass das Leben derjenigen bald komplett versaut sein wird mit Windelwechseln, Kacke abwischen und Fuettern alle zwei Stunden. Ich will das fuer mich nicht mehr. 

Ich habe viel darueber nachgedacht, woher dieser Wandel wohl kommt. Auch ueber die Beziehung (oder eher das Nichtvorhandensein derjenigen) zu meiner eigenen Mutter. Die hervorstechendste Kindheitserinnerung an meine Mutter ist, wie sie mich mit einem Kochloeffel pruegelt. Auf den Kopf und die Schultern, waehrend ich versuche, mich mit meinen Armen irgendwie zu schuetzen, nachdem sie mich durch die halbe Wohnung gejagt hat. Nicht nur einmal - das gab es ziemlich haeufig. Die zweithervorstechendste Erinnerung ist, auf sie zu warten. Egal ob nach Musikstunden, nach dem Sport, morgens, mittags, abends, im Sommer oder bei minus zwanzig Grad geduscht im Freien - meine Mutter war nie schon da, um mich abzuholen. Wenn ich Glueck hatte, waren es nur zwanzig Minuten, wenn ich Pech hatte, konnten es auch mal anderthalb Stunden werden, bis sie dann aufkreuzte. Woran ich mich nicht erinnern kann, ist ein Lob oder auch mal eine Umarmung. Zum Glueck gab's das immerhin bei meinem Vater und bei meinen Grosseltern. Aber ich frage mich schon, was mit mir los war - bei meinen Geschwistern hat sie sowas nicht durchgezogen. 

Wenn ich jetzt so darueber nachdenke, hatte ich in meinen ganzen langen Singlejahren nie das Beduerfnis nach einem Kind. Ich war einsam, ja, ich habe mir jemanden gewuenscht, der mich in den Arm nimmt, bei dem ich mich auch mal ausheulen kann, mit dem ich das Leben geniessen kann, mit dem ich alles teilen kann - aber ein Kind war in diesen Tagtraueumen irgendwie nie dabei. Dann habe ich meinen Mann getroffen, wir haben geheiratet, und wenn man heiratet, dann gehoeren wohl auch Kinder zum Gesamtpaket dazu...als das Kind dann ausblieb und der ganze Unfruchtbarkeitsterror losging, fing ich wieder an, nachzudenken. Und auch wenn ich es versuche: Ich kann mir mich selbst nicht schwanger oder als Mutter eines Kindes vorstellen. So sehr ich es auch versucht habe, es geht einfach nicht.

Dazu kommt noch, dass unsere Beziehung derzeit so richtig, richtig mies ist. Wir streiten uns staendig. Manchmal aus Gruenden, die eigentlich keine sind, manchmal auch ueber Grundsaetzliches, aber zur Zeit gibt es keine Woche ohne Krach. Ich habe die Schnauze gestrichen voll davon, um alles bitten und betteln zu muessen, egal ob's jetzt der Abwasch ist oder ein Spaziergang mit dem Hund. Mein Mann hat wenig Verantwortungsgefuehl und ist nicht in der Lage, sich an Abmachungen zu halten (ich die Kueche, er den Abwasch ist z.B. eine dieser Abmachungen). Nach drei Tagen ohne Abwasch ekelt mich das Spuelbecken dann meist derartig an, dass ich es einfach selbst mache. Sex gibt's derzeit mit etwas Glueck noch am Wochenende, weil er sonst ja zu muede und erschoepft und ueberhaupt ist, und natuerlich nur dann, wenn er will. Der Kracher kam dann letzte Woche: ich ging an den Computer, nachdem er dringend aus dem Haus musste, und da lief dann ein schoener Porno, der sich offensichtlich nach dem Download automatisch geoeffnet hatte. Es ist schwierig, meine Gefuehle zu beschreiben - Schock, Unglaeubigkeit, Wut, Schmerz. Er meinte, Pornos zu gucken, sei weniger anstrengend, als tatsaechlich selbst Sex zu haben. Und geschaut hat er scheinbar die ganze Zeit, seit wir verheiratet sind. Scheinbar ist das ja nicht so aussergewoehnlich - aber sorry, ich bin wohl leider nicht open-minded genug, um das cool zu finden. Am schlimmsten finde ich wohl, dass er mir alles verschwiegen hat. 
Und sein Kinderwunsch ist wohl groesser denn je - wahrscheinlich bin ich jetzt langweilig geworden und wenn man ein Kind hat, hat man doch immer was, worueber man sich unterhalten kann ("Fynn-Emmanuel hat heute zum ersten Mal in sein Toepfchen gekackt!"). Wahrscheinlich ist das fuer viele LeserInnen hier auch kein Argument, aber: Wenn wir denn nun ein Kind haetten, wuerde auch die ganze Arbeit an mir alleine haengen bleiben, und darauf hab ich echt keinen Bock. Er behauptet zwar, nee, das sei ja was ganz Anderes als jetzt, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sich jemand urploetzlich ueber Nacht aendert, dem es schon zu anstrengend ist, zehn Minuten mit dem Hund rauszugehen, weil ich Migraene habe und mich einfach nur ins Bett legen will. Oder in drei gemeinsamen Ehejahren noch nie auf die Idee gekommen ist, einfach mal selbsttaetig Abendessen zu kochen, wenn ich spaet nach Hause komme und einfach nur fertig mit der Welt bin. Oder einfach mal den Abwasch zu machen, auch wenn ich es nicht schon fuenfmal gesagt habe.

Ich wuerde gerne zur Eheberatung gehen, weil ich mit meinem Latein am Ende bin und nicht weiss, was ich noch tun soll. Er weigert sich, wahrscheinlich weil er auch selbst ganz genau weiss, dass ihm wohl jeder Berater mal ordentlich den Marsch blasen wuerde. Und ja, ich bin wirklich auch nicht fehlerfrei, aber ich musste mich jetzt erstmal ueber ihn auskotzen. Vielleicht habt Ihr ja mehr Verstaendnis dafuer, dass ich in dieser Situation eher nicht so den unglaublichen Drang nach einem Kind verspuere.