Montag, 5. Januar 2015

Ich hatte eine Farm in Afrika, am Fuße der Ngong-Berge

...neenee, aber es paßt irgendwie so schön, finde ich zumindest - außer mir aber wahrscheinlich niemand!

Meine Geschichte sollte stattdessen losgehen mit "Ich hatte eine beste Freundin in Deutschland, am Fuße der Schwäbischen Alb". Klingt entscheidend weniger gut, ist aber nicht weniger traurig als Out of Africa.

Die beste Freundin ist ein Mensch, der in seinem Leben wenig auf die Reihe bekommen hat, um es mal freundlich auszudrücken. Sie ist seit mittlerweile 16 Jahren mit dem gleichen Typen zusammen, den ich grausam finde. Sie hat gefühlt Jahrzehnte gebraucht, um ihr Studium abzuschließen. (Ich habe in der gleichen Zeit Studium und Promotion abgeschlossen.) Sie hatte exakt zwei Jahre lang einen qualifizierten Job in ihrem Leben, der auch etwas mit dem Inhalt ihres Studiums zu tun hatte, ansonsten hat sie im Callcenter gearbeitet oder Bücher aus einem Lager verschickt. Das liegt in ihrer Sichtweise daran, daß der Typ in der gähnend langweiligen Kleinstadt am Fuße der Schwäbischen Alb einen Job hat, den er nicht aufgeben möchte und es für sie selbstverständlich nicht in Frage kommen würde, sich einen Job anderswo zu suchen. Wer würde schließlich dann dafür sorgen, daß pünktlich das Abendessen auf dem Tisch steht?

Die beste Freundin hat allerdings funktionierende Eierstöcke, was im Jahre 2015 offensichtlich auch genügt, um Leuten wie mir ordentlich eins reinwürgen zu können, indem sie mir ihre zweite Schwangerschaft mitteilt, "damit ein gemeinsamer Bekannter sich nicht verplappert und ich es stattdessen von ihr erfahre". Den gemeinsamen Bekannten habe ich seit fast zwei Jahren nicht mehr gesehen, aber egal. Er hat jetzt nämlich ein Kind, haha. Während ihrer ersten Schwangerschaft nahm sie an einem Trainingsprogramm teil und ist seitdem nie wieder auch nur im Traum auf die Idee gekommen, sich einen Job zu suchen. Stattdessen sitzt sie zu Hause und kassiert Herdprämie (und ja, ich schäme mich fast ein bißchen dafür, eine Frau zu kennen, die diese Prämie kassiert). Und ja, ich kann mir bei ihr nicht des Gedankens erwehren, daß sie diese beiden Kinder eigentlich nur bekommen hat oder wird, damit ihre Arbeitslosigkeit plus Versagertum gesellschaftlich akzeptiert werden.

Und ich fühle mich wie ein Versager. Nachvollziehbar? Irre? Erbärmlich? Alles oder keines davon?

Und ich sollte endlich damit aufhören, sie als meine beste Freundin zu bezeichnen. Schade, daß man mit Freunden nicht Schluß machen kann.

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