Dienstag, 10. Dezember 2013

Das tolle Gefühl, jeden Tag aufs Neue eins auf die Fresse zu kriegen

Es war hier länger still als erwartet, obwohl ich doch eigentlich täglich vom Kill die Pfunde-Projekt berichten wollte. Es läuft so einigermaßen, obwohl ich es außer täglichen (fast) Spaziergängen zur Mittagszeit nicht zum Sport schaffe. Essenstechnisch gab es schon lange keine Fett-Zuckerfreßattacken mehr, außer wenn so unvorhergesehene Dinge passieren wie drei fancy rolls, fried chicken und tortilla wraps, die mir meine Schwägerinnen ins Krankenhaus mitgebracht haben (A.d.V., Krankenpflege liegt hierzulande in den Händen der Angehörigen, das heißt ich habe von Sonntag bis Dienstag drei wunderschöne besinnliche vorweihnachtliche Tage samt Übernachtung auf einer ca. 50 cm breiten Liege im Sechserzimmer mit rülpsend-furzend-schnarchend-hustenden mittelalterlichen Männern verbracht.....bah!!!).

Mein psychologischer Zustand befindet sich derzeit im rapiden Absturz von schlimm nach schlimmer. Letzten Freitag war ich mit zwei Kolleginnen essen, die eine berichtete dann von ihren Kinderplänen und wie sie das alles timen will, und ich konnte mich echt nicht zurückhalten - ich hab nicht geheult, aber ich war so was von knapp davor. Ich hätte einfach schnell aufs Klo verschwinden und irgendeine Ausrede à la Wimper im Auge vorbringen sollen, aber die Geistesgegenwart hat mir natürlich gefehlt. Ja, das heißt die beiden wissen jetzt Bescheid, ob das gut ist oder nicht, ist die andere Frage, aber der Abend war weit von dem endlich mal auf andere Gedanken kommen-Event entfernt, das ich mir eigentlich so vorgestellt hatte. 

Nach dem oben beschriebenen vorweihnachtlichen Wellnesswochenende vom Allerfeinsten war ich dann am Dienstag wieder bei der Arbeit, nur um als erstes die Nachricht einer Freundin zu lesen "oh, ich habe tolle Nachrichten, ich bin schwanger!". 30 Minuten vor der ersten Vorlesung des Tages war das natürlich perfektes Timing. Gnädigerweise waren in der ersten Vorlesung des Tages die Studis mit Präsentationen dran, das heißt, ich konnte mich mit roten Augen in die erste Reihe setzen und nur die Vorträge bewerten. 

Der Mittwoch heute brachte dann das Babyfoto von einer Studienfreundin, von der ich noch nicht mal wußte, daß sie schwanger ist - ich vermute mal, das wollte sie mir bei unserem letzten Gespräch auf Skype sagen, was dann wohl dadurch verhindert wurde, daß ich zuerst mit den "Kinderwunsch"problemen angefangen habe. Ich kenne echt fast kein Thema, das besser dazu geeignet wäre, Konversationen zu ersticken und Freundschaften de facto zu beenden oder zumindest auf Eis zu legen. Ja, die armen nichtbetroffenen glücklichen Eltern wissen ja nicht, was sie dazu sagen sollen, deshalb sagen sie am besten gar nichts oder melden sich gleich überhaupt nicht mehr. In Bridget Jones gabs ja die "smug marrieds", die kein Verständnis für Singleprobleme haben, ich habe gerade eher ein Problem mit den "smug parents", die die große Errungenschaft ihrer Elternschaft in Auswüchsen zelebrieren, die für alle Nichtbetroffenen irgendwo zwischen peinlich und nervig sind. So wie z.B.: kein eigenes Profilbild mehr in sozialen Netzwerken zu haben, sondern statt dessen konsequent nur noch wöchentlich wechselnde Bilder der eigenen Schratzen zu verwenden, denn man definiert sich selbst ja nur noch als Mutter bzw. Vater, oder Statusupdates von so tollen Gruppen wie "Ich bin stolz, Mama zu sein" auf Facebook zu teilen.

Von Tante Rosa ist immer noch nichts zu sehen. Am Freitag habe ich jetzt einen Standby-Termin (eigentlich ist sie ausgebucht, aber ich darf dann rein, falls jemand nicht kommt oder so) bei Frau Doktor in der großen Stadt, vor allem, um mal das weitere Vorgehen zu besprechen, da sich ja offensichtlich überhaupt nichts tut. Ich glaube, das macht mich am meisten wahnsinnig: diese Tatsache, daß mein Körper offensichtlich total in den Streik getreten ist. Wenn ich wenigstens noch meine Tage kriegen würde und dann immerhin den nächsten Zyklus als nächsten Versuch hätte, wär wahrscheinlich alles immerhin ein ganz kleines bißchen besser, aber dieser Limbo, in dem sich überhaupt nichts tut, treibt mich echt in den Wahnsinn.

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