Samstag, 21. September 2013

Das Outing: Ja, ich bin ein schlechter Mensch. Und ich steh dazu.

Nein, ich kann mich nicht freuen, wenn auf der Facebook-Timeline das Foto vom positiven Schwangerschaftstest der Frau eines Kumpels auftaucht (es ist das dritte Kind, übrigens). Ich kann es einfach nicht. Ich tu natürlich so als ob, ist schon klar. Aber nein, es geht nicht. Ich bewundere alle, die das scheinbar können oder sich erfolgreich einreden, dass sie es können, aber nein, nein, nein. Ich bin neidisch, ich bin wütend, ich bin traurig, ich bin verzweifelt. Ich hab die Schnauze voll von Babybildern und all diesem familiären Glück, von all diesen völlig ungeplanten ups-ich-bin-ja-schon-wieder-schwanger-und-eigentlich-war-das-ja-so-schnell-nicht-geplant Storys. Und ich hab auch die Schnauze voll von Freunden, die unsere Probleme entweder ignorieren oder dann ganz schnell das Thema wechseln, wenn ich davon anfange. That's what friends are for, dachte ich immer, aber ich werd dann eben auch das Thema wechseln, wenn ich mir das nächste Mal das Gelaber von durchwachten Nächten und Abstillproblemen anhören soll!

Neid ist kein schönes Gefühl, eher das Gegenteil davon. Aber ich kann es nicht ändern. Vielleicht gibt es ja so wie bei den Vier Phasen des Trauerns auch sowas wie die Vier Phasen des Kinderwunsches: Schock-Wut-Hoffnung-Resignation, so oder so ähnlich sehen die zumindest bei mir persönlich aus. Zur Zeit schwanke ich gerade irgendwo zwischen Wut und Hoffnung, mit gelegentlichen Phasen der Resignation.

Und ansonsten heißt es mal wieder warten, warten, warten - aber falls es was wird, werde ich den positiven Schwangerschaftstest nicht auf Facebook stellen, versprochen. Und erstmal die ersten acht Wochen abwarten, bevor ich anfange, mich zu freuen.

3 Kommentare:

  1. Liebe Maya,

    das kenn ich gut, diesen "Baby-Neid". Ist kein schönes Gefühl, wirklich nicht. Ich war vor 2 Jahren so weit, dass ich einer fremden Mutter in der Schlange an der Kasse ihr Baby geneidet habe. Habe mir sogar vorgestellt, jetzt käme eine Dame vom Jugendamt, die sagt: "He, du, fremde Mutter, du versorgst dein Kind nicht richtig, du hast es nicht verdient - wir geben es jetzt Frau ZweiLinien..." - Ja, die Schlange an der Kasse war lang. Ja, ich konnte mich selbst nicht leiden in diesem Moment. So wollte ich eigentlich nicht sein, aber abstellen konnte ich es auch nicht.

    Das mit den vier Phasen glaube ich mittlerweile auch. Der Kinderwunsch, insbesondere der unerfüllte, ist eine schwierige Prüfung und wir können nur daran wachsen und nicht verzweifeln, wenn wir in dieser Situation ehrlich mit uns sind und auch unsere "dunklen" Seiten akzeptieren. Das ist meiner Meinung nach der erste Schritt.

    LG
    ZweiLinien

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  2. Hallo Maya,
    Ich kenne das Gefühl auch, aber meist siegt bei mir der Gedanke, dass ich mit den meisten Menscher trotzdem nicht tauschen wollen würde. Am meisten tun mir aber die weh, die sagen, ach du hast es doch gut, keine Kinder...keine Sorgen. Denen wünsche ich die Pest an den Hals.
    Aber letztendlich hat jeder sein Päckchen zu tragen, auch die, die "plötzlich" schwanger sind. Da stehen wir doch drüber.
    Liebe Grüsse
    Hanni

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  3. Hallo ihr zwei,
    danke fuer die Kommentare - irgendwie fuehle ich mich gleich schon ein bisschen besser, wenn ich weiss, dass ich nicht die einzige bin, die mit solchen Gefuehlen zu kaempfen hat. Wahrscheinlich resigniert man tatsaechlich irgendwann. Ich merke auch, wie bei mir mit jedem Zyklus die Ueberspanntheit ein bisschen abnimmt, diesmal denke ich gar nicht so viel darueber nach, ob es denn diesmal vielleicht geklappt haben koennte oder nicht. Auch mal ganz nett.
    Liebe Gruesse und eine gute Woche,
    Eure Maya

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